Sexuelle Unlust bei Frauen und Männern: Psychologische Auslöser eruieren und Libido steigern
Er: «Du, Schatz, wie wär’s wieder mal mit…ähm….du weisst schon…»
Sie: «Scrabble? Monopoly? Siedler?»
Er: «Sehr witzig. Wir hatten schon lange keinen Sex mehr. SEX! S‑E-E-E‑X!!»
Sie: «Schrei nicht so laut!»
Er: «Ich schreie so laut, wie es mir passt! Die Nachbarn dürfen ruhig erfahren, dass bei uns nichts mehr läuft. Unsere Steckdosen haben sogar mehr Körperkontakt als wir! Was für eine Ausrede hast du denn diesmal parat? Migräne? Müdigkeit? Magenbeschwerden?»
Sie: «Typisch Mann. Du hast IMMER nur Sex im Kopf!», stürzt aus dem Wohnzimmer, knallt die Tür zu. Und dann ist es still. Totenstill.
Bist du auch schon mal an einem Punkt gestanden, an dem sextechnisch in der Partnerschaft nichts mehr lief? Oder stehst du just in diesem Moment an diesem Punkt? Fragst du dich: Wie weiter? Soll ich mich trennen? Oder mich damit abfinden, monatelang auf Sex zu verzichten? Oder mich auf Sex einlassen, obwohl ich keine Lust dazu habe?
Aber sind «sich trennen», «verzichten» oder «sich lustlos einlassen» tatsächlich die einzigen Lösungen? Gibt es nicht auch andere Ansätze?
Wenn ja, welche?
Am Anfang war das Feuer…
Am Anfang der Beziehung ist dieses prickelnde Gefühl da. Die herumschwirrenden Schmetterlinge, das sprudelnde Feuer, die lebendige Entfesselung von Empfindungen. Ein Zustand, den du die ganze Beziehung über wahren möchtest! Und ganz ehrlich: Ein klitzeklein wenig hoffst du, dass es bei diesem einen Partner genauso bleiben würde. Für immer. Schliesslich wusste er in dir ein Feuer zu entfachen wie kein anderer. Denn er ist Mister Right. Und du Glückspilz hast ihn gefunden!
Also schwebst du noch ein bisschen auf Wolke sieben und hörst von weit her sphärische Himmelsklänge, während du Richtung Orgasmus rauschst.
Begeistert und glückstrahlend wandelst du in einer Stimmung aus Leidenschaft und Liebe durchs Leben.
Wenigstens ein paar Monate lang. Vielleicht auch ein Jahr. Oder zwei. Oder drei.
Aber eines Tages ist etwas anders. Du wachst neben diesem Mann auf und in einem Augenblick der Klarheit gestehst du dir ein, dass diese atemberaubenden Gefühle verschwunden sind.
Das Prickeln, das Feuerwerk, die Schmetterlinge: Weg. Aus. Vorbei.
Und jetzt? Jetzt fangen die Probleme an.
Sexuelle Unlust: Psychologische Auslöser
Weshalb hören diese himmlischen Gefühle eines Tages auf? Weshalb hast du plötzlich mehr Lust auf eine Folge «Traumschiff» als auf Sex mit deinem Partner?
Vielleicht helfen dir die Antworten weiter, die ich dir im Folgenden geben werde.
1) Geringes Selbstwertgefühl
Am Anfang hast du von deinem Partner die gesamte Aufmerksamkeit erhalten. Er hat dir das Gefühl gegeben, liebenswert und wertvoll zu sein. Gerade wenn du ein Mensch mit einem geringen Selbstwertgefühl bist, fühlst du dich dadurch enorm gestärkt, gewollt und geliebt.
Mit der Zeit kann es sein, dass dein Partner dich nicht mehr nur bestätigen mag, sondern dich auch mal kritisiert. Dies kann in dir ein unangenehmes Gefühl hervorrufen: Nämlich das Gefühl, nicht gut genug zu sein. Wenn du nie gelernt hast, dich selber zu regulieren und zu ermutigen, sondern darauf angewiesen bist, von deinem Partner bestätigt zu werden, macht dich das abhängig und es blockiert dich.
Vielleicht ist das auch in deiner Beziehung der Fall. Dein Partner hat dich zu Beginn bestärkt und befürwortet. Das vermittelte dir ein starkes Gefühl der Geborgenheit und der Sicherheit. Und so lange dir der Partner diese Gefühle geben konnte, fühlte sich die Partnerschaft für dich stimmig an. Ab dem Moment aber, ab dem dir dein Partner diese Anerkennung nicht mehr geben konnte oder wollte, veränderte sich etwas in der Partnerschaft. Und möglicherweise hat sich dies mit der Zeit auch auf die sexuelle Begegnung ausgewirkt.
AUSWEG:
Für eine dauerhafte glückliche Beziehung ist es wichtig zu lernen, sich selber zu akzeptieren und zu stabilisieren. Wenn man gelernt hat, sich selbst Rückhalt zu geben, kann der Partner auch unterschiedlicher Meinung sein, ohne dass man gleich in Panik gerät und anfängt, an sich zu zweifeln oder Angst hat, den Partner zu verlieren. Der erste Schritt ist immer die Bewusstwerdung. Werde dir bewusst, dass du von deinem Partner Bestätigung brauchst und du ohne seine Zustimmung unsicher wirst. Wenn du das erkannt hast, kannst du an deinem Selbstwert arbeiten — allenfalls in einer Therapie oder über das Lesen von Büchern oder Artikeln. Tipps findest du auch in meinen Artikeln Selbstbewusstsein trainieren: 11 Schritte zu einem neuen ICH und Seelische Blockaden lösen und befreiter leben: So geht’s.
2) Süchtig nach Harmonie
Wenn du Ablehnung und Disharmonie schlecht verträgst, hörst du auf, dich in der Partnerschaft so zu zeigen, wie du bist. Wenn du in der Partnerschaft eine Haltung eingenommen hast, die sich zwar mit derjenigen deines Partners wunderbar verträgt, die aber von deinem wahren Selbst abweicht, kann dich dies auf allen Ebenen blockieren. Eine Beziehung, in der du um jeden Preis den Frieden bewahren möchtest, wird mit der Zeit so leblos wie eine Puppe und mindestens so eintönig wie ungesalzenes Popcorn.
Deshalb ist es wichtig zu lernen, Disharmonie auszuhalten. Es ist essenziell, dass du dir selbst treu bleiben kannst. Wenn du in der sexuellen Begegnung zum Beispiel feststellst, dass dir die Art, wie ihr Sex praktiziert, nicht mehr gefällt, solltest du dies deinem Partner mitteilen. Wenn du deinem Partner deine Bedürfnisse vorenthältst, kann dies zu sexuellen Blockaden und Unlust führen. Insgeheim ärgerst du dich auch über dich selbst, weil du nicht zu dir stehen kannst. Also heisst es, an deinen Wünschen festzuhalten und diese deinem Partner anzuvertrauen, auch auf die Gefahr hin, dass er diese nicht akzeptieren könnte. Und da sind wir beim nächsten Punkt:
3) Ängste
Wenn dir dein Partner immer wichtiger wird, können Ängste auftreten, die sich am Anfang eurer Beziehung noch nicht zeigten. Diese Ängste können verhindern, dass du das sagst und tust, was du im Inneren gerne tun und sagen würdest. Solche Ängste können sein:
- Angst vor Ablehnung
- Angst nicht gut genug zu sein
- Angst, verlassen zu werden
- Angst, nicht attraktiv genug zu sein
- Angst, ein Geheimnis zu verraten
- Angst zu versagen
- Angst vor der eigenen Aggression
Da das Thema Ängste sehr allumfassend ist und Ängste eine grosse Rolle bei sexueller Unlust spielen, habe ich hierzu einen separaten Blogartikel geschrieben: Sexuelle Blockaden lösen: Raus aus diesen 7 Schlüsselängsten
4) Sich bedrängt fühlen
Wenn du der Partner mit dem geringeren sexuellen Verlangen bist, dauert es nicht lange und du wirst dich bedrängt fühlen. Jedes Anklopfen des Partners ist in deinen Augen eine Anfrage zu viel. Jedes Mal, wenn dein Partner Sex möchte, fühlst du dich unter Druck gesetzt. Entweder gibst du dem Druck nach oder du hast ein schlechtes Gewissen, weil du die Erwartungen deines Partners nicht erfüllen magst. Das führt früher oder später zu einer Dysbalance in der Beziehung oder wie David Schnarch in seinem Buch «Die Psychologie sexueller Leidenschaft» schreibt: «Der Partner mit dem geringeren Verlangen nach Sex hat immer die Kontrolle darüber, wie oft es zum sexuellen Kontakt kommt.»
Natürlich ist es dein gutes Recht, nicht mit deinem Partner schlafen zu wollen. Gleichzeitig kannst du aber nicht von deinem Partner verlangen, dass er sein Leben lang auf Sex verzichten und dir dabei treu bleiben soll. Deshalb liegt der Schlüssel darin, herauszufinden, weshalb deine frühere Leidenschaft der Lustlosigkeit gewichen ist und nach Lösungswegen zu suchen. Allenfalls helfen dir die Fragen und Methoden, welche ich dir weiter unten im Artikel zur Verfügung stelle oder eine Therapie.
Sexuelle Unlust bei Frauen und Männern: Psychologische Beziehungsmuster erkennen
Werfen wir noch kurz einen Blick auf die Dynamik und Muster von Beziehungen. Meistens spiegeln sich diese Muster, die dich und deinen Partner im Alltag begleiten, in der Sexualität wider.
Sabotage bzw. dem Partner (un)bewusst nicht das geben wollen, was er braucht
Es kann sein, dass in dir oder in deinem Partner ein unbewusstes Programm abläuft. Ein Programm, das deinem Partner bewusst das vorenthält, was er sich wünscht – gerade, wenn es um die sexuelle Begegnung geht.
Je länger du deinen Partner kennst, desto besser kannst du ihn lesen. Du weisst, was ihm gefällt und wie er tickt. Und weil du ihn so gut kennst, kannst du wunderbar steuern, ob du ihm das geben möchtest, was er gerade braucht oder eben nicht.
Möglicherweise hast du das Gefühl, dass du deinen Partner nie zufriedenstellen kannst. Dass er immer mehr will. Ja, du bist bereit, zu geben, aber gleichzeitig brauchst du auch deine Ruhe, um aufzutanken. Dein Partner kann mit deinem Rückzug nicht umgehen, er ist verunsichert und sucht daraufhin deine Nähe. Dich wiederum engt das ein und du fängst an, ihn abzublocken: Du reagierst einsilbig auf die vertrauten Gespräche, die dein Partner sucht und ignorierst seine sexuellen Avancen. Du reagierst ablehnend, nur damit er dich endlich in Ruhe lässt. Für dich ist dies die einzige Möglichkeit, an den permanenten Forderungen deines Partners nicht zu ersticken.
Wenn solch unterschiedliche Verhaltensmuster und Bedürfnisse in einer Partnerschaft auftreten, ist es hilfreich, sich zunächst folgende Fragen zu stellen:
- Was löst der Partner in mir aus? Sind es Ängste? Wenn ja, welche?
- Weshalb reagiere ich schroff, einsilbig, wütend…?
- Kann ich in der Partnerschaft so sein, wie ich möchte? Oder verstelle ich mich?
- Was ist für mich wichtig, damit ich mich wohl fühle in der Partnerschaft?
- Was wünsche ich mir von meinem Partner? Weshalb kann mir mein Partner das nicht geben?
- Was wünscht mein Partner sich von mir? Weshalb kann ich es ihm nicht geben?
Dein Partner hat seine Wünsche und Bedürfnisse, die von den deinen abweichen können. Wenn du z. B. seine ständige Nähe brauchst, weil du tief in deinem Inneren Angst hast, dass er dich betrügen könnte, dann gilt es, dieses Thema genauer zu beleuchten, anstatt den Partner ständig kontrollieren zu wollen.
Sexuelle Unlust: Mangel an Begehren
Vor einiger Zeit erzählte mir eine Klientin, dass sie ihren Mann früher durchaus attraktiv gefunden habe. Sie schilderte, wie ihr Mann damals von seinen Kumpel-Abenden gutgelaunt, humorvoll und mit einer sexy Ausstrahlung nach Hause gekommen sei. In letzter Zeit sitze er lieber auf dem Sofa in abgenutzten Jogginghosen herum und schaue sich «seltsame» Sendungen an. Seine Ausstrahlung und seine Stimmung hätten sich komplett verändert. Wenn sie ihren Mann so sehe, vergehe ihr die Lust auf Sex mit ihm.
Wenn auch du einen Mangel an Begehren feststellst, könntest du dich fragen:
- Was ist der Auslöser, dass ich plötzlich keine Lust mehr auf meinen Partner habe?
— Ist es sein mangelndes Interesse an mir?
— Sind es seine Kleider? Lässt er sich zu sehr gehen?
— Ist es seine Antriebslosigkeit, seine Zurückgezogenheit oder seine Sturheit?
— Sind es seine Gemeinheiten oder Sticheleien?
— Ist es die Art, wie wir Sex haben? - Wie kann ich meinem Partner mitteilen, was mich stört, damit er es verstehen und annehmen kann? (Stichwort: Ich-Botschaften anstatt Vorwürfe)
Den Partner bewusst verunsichern
Ob wir es wollen oder nicht: Wenn wir unsere Partnerschaft nicht bewusst führen und uns nicht mit dessen Mechanismen auseinandersetzen mögen, ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass eines Tages Psychospiele beginnen.
Wenn du einen Partner mit einem geringen Selbstwertgefühl hast, wirst du mit der Zeit wissen, wie du ihn gezielt verunsichern kannst. So kannst du zum Beispiel steuern, wie es deinem Partner nach dem Sex geht. Wenn er auf eine fremdgesteuerte Bestätigung aus ist und ein «das war aber schön» benötigt, liegt es an dir, ihm dies zu geben oder eben nicht. Wenn ihr beziehungsmässig gerade in einer schwierigen Phase steckt, ist es möglich, dass du deinen Partner bewusst verunsicherst, damit er sich nicht gut fühlt. Wenn solche Psychospiele in deiner Partnerschaft laufen, ist es zunächst einfach mal gut, zu erkennen, dass dem so ist. Egal, ob du diejenige bist, die diese Spiele startet oder er. Danach könnt ihr zusammen oder mit Hilfe einer Therapie etwas daran verändern.
Dem Partner die Schuld geben
Hast du auch schon gedacht: Wenn der Partner so wäre wie ich, hätten wir all diese Probleme nicht? Oder: Wenn er sich verändern würde, könnte wieder Frieden einkehren?
Ja? Gab es diese Momente schon? Dass du dir insgeheim gewünscht hast, dass dein Partner einfühlsamer wäre, denn dann würde er dich verstehen? Dann wäre die Beziehung harmonischer, friedlicher, liebevoller?
Ganz ehrlich: Ich hatte in meinen Partnerschaften auch schon solche Gedanken. Und dabei habe ich jeweils herausgefunden, dass die Probleme eindeutig an meinem Partner lagen.
Mein Partner wiederum hat festgestellt, dass ich diejenige bin, derentwegen wir mit unlösbaren Problemen konfrontiert waren.
Tja….
Am Ende mussten wir beide feststellen, dass jeder ein bisschen Recht hat.
Die wirkungsvollste Methode ist aufzuhören, dem Partner die Schuld in die Schuhe zu schieben. Oder wie David Schnarch schreibt: «Gewöhnlich suchen wir nach Möglichkeiten, unsere Situation oder unseren Partner zu ändern, während wir selbst so bleiben wollen, wie wir sind.»
Schwierigkeiten in einer Partnerschaft sind immer Einladungen an uns, sich mit uns selber zu beschäftigen. Uns selbst die unangenehmen Fragen zu stellen. Uns mit unseren Schattenaspekten auseinanderzusetzen. Wie das geht, beschreibe ich im Artikel Schattenarbeit: Finde Donald Trump in dir.
Dem Partner nein sagen
Als Mutter hast du vielleicht irgendwann das Gefühl, dass dich dein Mann doch gopf auch mal in den Kinder-und-Haushalt-Belangen unterstützen könnte! Du tust doch so viel! Du putzt, kochst, bügelst, wäscht, kaufst ein, spielst und puzzlest mit den Kindern, hilfst bei den Hausaufgaben, fährst die Kinder zum Reiten, begleitest sie zum Schwimmen und nebst all dem arbeitest du drei Tage die Woche im Büro.
Am Abend bist du ausgepumpt und ausgelaugt, manchmal auch genervt und gestresst. Und nach so einem Tag wagt es dein Mann auch noch, sich dir anzunähern!
Ja, kann sein, dass du dann ausflippst.
Kann sein, dass du dann sagst: «Jetzt hör endlich auf!» oder «lass mich einfach in Ruhe!»
Wenn dir dein Alltag zu viel wird und du im Alltag ständig im Ja-Modus unterwegs bist, ist es gut möglich, dass du deinem Partner am Abend ein Nein entgegenbringst. Du kannst nicht mehr! Er sieht scheinbar gar nicht, was du alles tust! Er fordert sogar noch Sex von dir und raubt dir damit das letzte Quäntchen Energie.
Dein Wunsch wäre Wertschätzung. Ein Dankeschön dafür, dass du dich für die Familie aufopferst. Verständnis. Anerkennung. Liebe.
Aber kein Sex.
Wenn du sehr oft Nein zu Sex sagst, dann frage dich:
- Was steckt tatsächlich hinter meinem Nein?
- Hat das Nein mit meinem Stress im Alltag zu tun oder mit dem Sex selber, weil er mir nicht das gibt, was ich mir vom Sex wünsche?
- Möchte ich mit dem Nein beim Partner etwas auslösen, ihm indirekt etwas vermitteln? Falls ja, was?
Wenn du erkennst, womit dein Nein zu tun hat, kannst du dies deinem Partner mitteilen. Aber nicht in Form von Vorwürfen wie «Du hilfst nie…», «Du forderst immer mehr…», sondern mit Ich-Botschaften im Sinne von «Ich fühle mich gerade überfordert, weil ich so viel im Alltag managen muss. Und dann bin ich so müde, dass der Wunsch nach Sex für mich zu viel ist. Ich wünschte mir von dir einfach auch mal Anerkennung für das, was ich tue.»
Sexuelle Unlust: Vom triebgesteuertem Sex zur Verbundenheit
Der Paar- und Sexualtherapeut David Schnarch erklärt in seinem Buch «Die Psychologie sexueller Leidenschaft» sehr treffend: «Wenn wir unsere Sexualität nur als triebgesteuert begreifen, dann glauben wir, es gehe vor allem darum, sexuelle Spannung abzubauen, und nicht darum, unseren Partner oder unsere Partnerin zu begehren. Natürlich sind wir umso schärfer auf Sex, je höher die Triebspannung ist, aber wenn Sie diese für den einzigen Grund halten, warum Ihr Partner mit Ihnen zusammen sein will, wird Ihre Liebesbeziehung auf Dauer keine Chance haben.»
Ja, wenn dem so ist, was dann? Was tun?
Zunächst darfst du erkennen, dass sich die Sexualität während einer Beziehung verändern darf, soll, muss, wird. Am Anfang ist die Leidenschaft so stark, dass du wahrscheinlich problemlos zu einem Orgasmus kommst und jede einzelne Zelle strahlt wie Winnie Pooh beim Anblick eines Honigtopfes. Diese Leidenschaft, diese Triebhaftigkeit ändert sich aber mit der Zeit. Das Problem ist, dass wir die Art, wie wir Sex haben, beibehalten (wollen). Wenn wir es schaffen, auch diesen an die (neuen) Gegebenheiten anzupassen, kann sich der Wunsch und die Lust nach Sexualität wieder steigern.
Sexuelle Unlust auflösen: Verbindung zum Partner herstellen
In einer längerfristigen Partnerschaft kann die Sexualität nur erfüllend sein, wenn während der sexuellen Begegnung eine Verbindung zum Partner aufgebaut werden kann. Diese Erkenntnis kann vielleicht für dich der Schlüssel zu einer neuen Sexualität mit deinem Partner sein.
Was aber ist genau mit Verbindung gemeint?
Wenn du vom Partner berührt wirst, er aber in Gedanken Lohnverhandlungen führt, kann er dich noch so treffend stimulieren, es fehlt die Verbindung zwischen euch. Wenn er in Gedanken nicht bei dir ist, vielleicht sogar denkt «bringen wir es hinter uns» oder «weshalb dauert es bei ihr immer so lange», spürst du das. Möglicherweise kannst du nicht benennen, was fehlt, aber sehr oft ist es die Verbindung, die der Partner nicht herstellen kann oder will. Bei einer sexuellen Begegnung, bei der du dich mit dem Partner verbunden fühlst, kommt die Energie automatisch ins Fliessen. Bei einer solchen Begegnung steuerst du auch nicht zwingend auf den Orgasmus zu. Es kann bei der Begegnung zum Orgasmus kommen, muss aber nicht. Wichtiger als der Orgasmus ist der Kontakt zum Partner und die Energie, die ihr beim Liebesakt austauscht.
Kontakt lässt sich herstellen, indem man sich mit offenen Augen begegnet und zwischendurch z. B. auch über die Empfindungen spricht, die gewisse Berührungen auslösen. Mehr dazu im Artikel: Mehr Lust auf Sex: Die 7 Schlüssel zu einer erfüllenden Sexualität
Sex kann aufladend und energetisierend wirken. Wenn dich diese Art von Sexualität interessiert, empfehle ich dir auch, dich mit Tantra, z. B. zunächst über die Bücher von Diana Richardson, auseinanderzusetzen.
Fragen, die du dir in Bezug auf die Sexualität stellen kannst
- Was wünsche ich mir von meinem Partner?
- Wie läuft unser Liebesspiel ab? Ist z. B. das Vorspiel für mich, der «Hauptgang» für ihn? Welche Veränderung könnten wir hier reinbringen?
- Brauche ich von meinem Partner die Bestätigung, dass ich «gut war»? Ist diese Bestätigung allenfalls an einen Orgasmus von ihm gekoppelt?
- Was hält mich davon ab, meinem Partner meine Empfindungen beim Sex mitzuteilen?
- Was genau hält mich davon ab, mir die Freiheit zum Experimentieren zu nehmen?
- Wie habe ich mich nach dem Sex gefühlt? War eher Distanz oder Nähe zum Partner da?
- Welche Fantasien habe ich? Besteht die Möglichkeit, diese meinem Partner mitzuteilen?
Weiterführende Artikel zum Thema Sexualität:
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Du kannst ein Dokument mit allen Fragen, die in diesem Artikel stehen, hier herunterladen.
Literaturempfehlung
Folgendes Buch empfehle ich Therapeuten, die immer mal wieder mit dem Thema Sexualität konfrontiert werden:
- David Schnarch: Die Psychologie sexueller Leidenschaft
Falls du dich mit deiner Sexualität und mit den Möglichkeiten, diese zu verbessern, auseinandersetzen möchtest, sind die Bücher von Diana Richardson ein guter Einstieg:
- Diana Richardson: Zeit für Weiblichkeit
- Diana Richardson: Zeit für Männlichkeit