Vergebung

Verge­bung beginnt dort, wo du deine Geschichte neu erzählst

Du bist wütend.
Nicht dieses leicht flackernde, latte-macchiato-kompa­tible „Ich-bin-ein-bisschen-sauer“-Wütend.
Nein.
Eher ein „Ich-könnte-einen-Vulkan-mit-meiner-Stirn-zum-Ausbruch-bringen“-Wütend.
Unge­salzen, unge­fil­tert, unverzeihlich.

Denn: Dein Mann hat dich betrogen.
Nach 20 Jahren Ehe.
Nach zwei Jahr­zehnten gemein­samer Steu­er­erklä­rungen, bohrender Zahn­arzt­be­su­chen, halb­garen Itali­en­ur­lauben und dem Zusam­men­bauen von Ikea-Regalen mit fehlenden Schrauben:
Einfach weg.
Mit einer Frau, die noch TikTok-Tänze macht, ohne Rücken­schmerzen zu bekommen. Die beim Lachen Sommer­sprossen zeigt und jeden Smoothie foto­gra­fiert, bevor sie ihn trinkt.
Die „Mani­fes­tieren“ sagt, wenn sie sich einen Park­platz wünscht.

Einfach gegangen.
Plötz­lich. Wortlos. Gefühlskalt.
Wie eine Seri­en­figur, die aus dem Skript gestri­chen wird – Joey Trib­biani lässt grüßen.

Wenn der Schmerz bleibt – und der Alltag sich anfühlt wie Trümmerfeld

Und da sitzt du nun.
Mit deinen Fragen.
Deinem Schmerz.
Deiner Wut.

Du schläfst, als würde dein Inneres nie zur Ruhe kommen.
Dein Magen rebel­liert — ein stän­diges Drücken, ein Ziehen, als würde Gollum höchst­per­sön­lich mit seinen klammen Fingern darin herum­wühlen – suchend, krat­zend, unermüdlich.

Du versuchst zu funk­tio­nieren, aber selbst der Super­markt fühlt sich an wie ein Minen­feld:
Der Joghurt erin­nert dich an eure letzte Früh­stücks­rou­tine.
Der Duft von Basi­likum an diesen miss­glückten Pesto­abend.
Und sogar die Kassie­rerin wirkt plötz­lich verdächtig verständnisvoll.

Deine Freun­dinnen stehen zu dir.
Sie rufen mit Sekt in der Hand und Anti-Aging-Masken im Gesicht:
„Vergiss ihn. Der war es nicht wert. Du bist besser dran ohne ihn.“
Klingt logisch.

Aber nichts davon löst diesen fiesen Knoten in dir – dieses Gefühl, verraten worden zu sein.
Zerzaust, zerlegt, zurückgelassen.
Du willst nicht vergeben.
Du willst nicht heilen.
Du willst Gerech­tig­keit. Eine gött­liche Retourkutsche.
Oder wenigs­tens eine Torte, die kalo­rien­frei ist.

Und gleich­zeitig spürst du tief drin:
Wenn du an dieser Wut fest­hältst, wirst du nie wieder frei sein.
Obwohl er gegangen ist – lebt er weiter in deinem Nerven­system, in deinem Körper, in jeder Zelle, die sich verkrampft, sobald du nur seinen Namen hörst.
Er ist längst ausge­zogen – aber er wohnt immer noch in deinen Gedanken. Miet­frei. Unge­fragt.
Und schlimmer: mit Dauerabo.

Verge­bung: Der Moment, in dem du plötz­lich ahnst, dass du dich selbst befreien musst

Viel­leicht stol­perst du über einen Satz. Ein Buch von Colin C. Tipping. Oder ein Gespräch.
Viel­leicht ist es eine Influen­cerin, die plötz­lich etwas sagt, das in dir hängen bleibt – so unscheinbar, so beiläufig, dass du es erst später reali­sierst.
Und irgend­etwas darin trifft dich uner­wartet tief:
„Es ist nicht der andere, der dich gefangen hält – es ist deine Geschichte über ihn.“

Zuerst willst du den Satz zurück­schi­cken. Am liebsten mit einem:
„Danke, aber ich bin gerade beschäf­tigt mit Groll.“

Aber dann denkst du weiter.
Denn was, wenn es wirk­lich nicht darum geht, sein Verhalten zu entschuldigen?
Sondern dich selbst aus der Rolle des ewigen Opfers zu lösen?

Was, wenn du aufhörst, auf ein Happy End zu warten – und statt­dessen selbst ein neues Kapitel aufschlägst?
Viel­leicht spürst du: Da ist was dran.
Was, wenn du nicht heilst, obwohl du verletzt wurdest – sondern gerade deshalb?

Und plötz­lich wird aus deiner Wut eine Frage:
Was will ich wirk­lich loswerden – ihn oder meine Geschichte über ihn?

Dein Körper spricht. Höre endlich hin.

So sehr dein Verstand versucht, alles zu analy­sieren – dein Körper hat längst reagiert.
Deine Trauer legt sich blei­schwer auf deinen Magen.
Dein Schlaf ist unruhig – als würde ein innerer Regis­seur Szenen deines Schmerzes in Endlos­schleife abspielen.

Immer dieselben Bilder. Immer dieselben Fragen.
Still. Zermür­bend. Bleiern.

Du greifst zum Handy, scrollst stun­den­lang, hoffst auf Ablen­kung – aber selbst der Algo­rithmus spielt dir Liebes­lieder zu.
Netflix bietet dir roman­ti­sche Komö­dien an, als wolle es Salz in deine seeli­schen Wunden reiben.
Und dein Kühl­schrank scheint bei jeder Öffnung zu sagen: „Iss nicht den Schmerz weg – fühl ihn.“

Und viel­leicht beginnst du langsam zu ahnen:
Es geht darum, die Gefühle, die mit dem Schmerz verbunden sind, zu fühlen – und dann weiterzugehen.
Es geht darum, die Energie loszu­lassen, die an der Geschichte klebt.
Es geht darum, dich selbst wieder zu spüren.

Verge­bung: Die stille Revo­lu­tion beginnt in dir

Irgend­wann beginnst du, die Geschichte umzuschreiben.
Nicht für ihn – für dich.

Du erkennst:
Du bist nicht die Frau, die verlassen wurde.
Du bist die Frau, die ihren eigenen Wert wiederfindet.
Die Frau, die sich selbst wieder aufrichtet – auch wenn anfangs alles knirscht, knackst und knarzt.
Wie eine alte Holztür, die wieder geöffnet wird.

Die beginnt, dem Körper zuzuhören.
Er hat so lange geschrien – und du hast ihn mit To-Do-Listen und Kaffee beru­higt.
Jetzt lässt du ihn sprechen.
Du gibst ihm Raum, all das loszu­lassen, was du so lange fest­ge­halten hast.

Viel­leicht unter­stützt dich Kine­sio­logie dabei – eine sanfte und tief wirk­same Methode, um Blockaden zu lösen. Nicht mit honig­süsser Zucker­glasur, sondern mit echter Verbin­dung zu deinem Nerven­system, zu deinen Emotionen, zu deiner Wahrheit.
Oder du sitzt einfach still da, atmest tief ein – und spürst dich wieder.
Unver­stellt. Roh. Echt.

Und plötz­lich atmest du wieder tiefer. Befreiter.
Du sagst nicht mehr: „Warum hat er mir das angetan?“
Sondern: „Was kann ich daraus lernen?“

Du beginnst sogar zu sagen – leise, dann lauter:
„Danke, dass du gegangen bist. Du hast mich gezwungen, mir selbst zu begegnen.“
Und du meinst es.
Nicht, weil der Schmerz schön war. Sondern weil er dich zu dir zurück­ge­führt hat.

Warum Verge­bung kein Kuschel­kurs ist

Verge­bung ist kein Frei­spruch für das Verhalten anderer.
Es ist kein „Ist-schon-gut“.
Es ist kein Gummi­bär­chen­pflaster auf tiefe seeli­sche Wunden.

Verge­bung heißt:
Ich höre auf, mich weiter selbst zu verletzen – mit der Geschichte, die ich immer wieder erzähle.
Es heißt:
Ich nehme meine Würde zurück – nicht, weil du es verdienst, sondern weil ich es verdiene.

Verge­bung ist kein süßes Märchen mit Happy End – sondern ein stiller Akt innerer Stärke.
Ein „Ich lasse los“ in einer Welt, die „Halte fest!“ ruft.
Es ist Revo­lu­tion auf leisen Sohlen.

Die uner­war­tete Frei­heit der Vergebung

Eines Tages siehst du ihn wieder. Zufällig, natür­lich. (Das Universum hat Sinn für Timing.)
Er läuft die Strasse entlang. In der Hand ein Coffee-to-go.
Er schaut weg, irri­tiert, ein biss­chen beschämt.
Du aber lächelst. Nicht trium­phie­rend. Nicht zynisch. Nicht aus Stolz.
Sondern aus echtem inneren Frieden.

Du bist frei. Leicht.
Nicht, weil alles wieder gut ist – sondern weil du aufge­hört hast, an der alten Geschichte festzuhalten.
Du hast dich selbst befreit.

Und in diesem Moment weisst du:
Du hast nicht ihn verloren – du hast dich selbst zurückgewonnen.

Profes­sio­nelle Hilfe nötig für deine Vergebungsarbeit?

Und falls du merkst, dass du die Verge­bens­ar­beit nicht allein stemmen kannst, begleite ich dich gerne.  
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Weiter­füh­rende Links

Und wenn noch nicht alles kaputt ist, ist viel­leicht dieser Artikel über Bezie­hungs­ret­tung genau der rich­tige: Wie kann ich meine Bezie­hung retten

    Rita Limacher

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