Wie du dich Schritt für Schritt von deinen Selbstvorwürfen befreist
Wir kennen sie doch alle – die lieben Selbstvorwürfe. Selbstvorwürfe, die uns unser Leben vermiesen, vergiften, vergraulen. Die uns quälen, uns den Schlaf rauben, uns denken lassen, dass wir böse sind. Schlecht. Falsch. Am liebsten würden wir uns in den Erdboden verkriechen. Für immer.
Selbstvorwürfe beginnen häufig mit
- Weshalb habe ich damals…
- Hätte ich doch nur…
- Wie konnte ich nur…
Solche Fragen zermürben uns, drehen im Kopf, rotieren im Gehirn –schneller als ein Helikopter-Propeller. Dabei kann es eine Bagatelle gewesen sein, die wir getan oder eben nicht getan haben. Aber diese Kleinigkeit wird immer grösser und grösser, böser und böser. Am Ende verlieren wir selber die Achtung vor uns. Und manchmal, ja manchmal hassen wir uns sogar für das, was wir getan haben. Wir halten uns selber fast nicht mehr aus. Leider können wir vor uns selber nicht davon laufen, sondern wir müssen stündlich, minütlich, sekündlich mit uns leben. Mit unseren quälenden Gedanken und unseren Selbstvorwürfen. Mit einer Person, die wir nicht leiden können, weil sie etwas getan hat, das wir nicht akzeptieren können.
Schlimmer wird es noch, wenn wir in der Vergangenheit durch eine Aussage oder eine Tat sehr grosses Leid verursacht haben. Wir würden alles dafür geben, dieses rückgängig zu machen. Leider geht auch das nicht. Also, was tun wir: Wir bombardieren uns mit Selbstvorwürfen.
Damit können wir aufhören. Damit kannst DU aufhören. Du hast die Wahl, ob du diesen Selbstvorwürfen weiterhin Futter gibst oder aufhörst, sie zu nähren. Eine Möglichkeit, wie du dies sofort umsetzen kannst, ist das 6‑Schritte-Programm.
Das 6‑Schritte-Programm zum Auflösen von Selbstvorwürfen
Schritt 1: Den Fehler akzeptieren
Gestehe dir deinen Fehler ein. Akzeptiere, dass du etwas getan hast, das nicht korrekt war und akzeptiere, dass du es nicht wieder rückgängig machen kannst. Sage innerlich oder laut einen Satz wie: „Ja, ich habe X gemacht. Ich akzeptiere, dass ich X getan habe.“ Sage diesen Satz nicht einfach so daher, sondern sage ihn bewusst und so lange, bis du spürst, dass du beginnst, deinen Fehler zu akzeptieren. Wenn du im Ja- und Akzeptanz-Modus unterwegs bist, anstatt im Nein- und Kampf-Modus, wird deine Energie plötzlich positiv. Das spürst du relativ schnell.
Schritt 2: Was kannst du in Zukunft besser machen?
Die Vergangenheit kannst du nicht ändern. Du hast einen Fehler gemacht, ja. Gestern, vorgestern, damals, vor langer Zeit. Aber frage dich: Was kann ich ab diesem Moment anders machen? Wie kann ich mich ab heute verhalten? Wie möchte ich mich ab sofort verhalten? Wie und als was möchte ich wahrgenommen werden?
Schritt 3: Den Fehler loslassen
Den Fehler loszulassen, geht am Einfachsten über ein Ritual. Finde dein eigenes Ritual oder passe eines der aufgelisteten an, so dass es für dich stimmig ist.
Mögliche Rituale
- Du kannst dir vorstellen, wie du den Fehler ganz kompakt zu einem Knäuel formst und dann wegwirfst. Weit weg.
Anstatt dir dies vorzustellen, kannst du auch ein Blatt Papier nehmen, dieses zu einem Ball formen und wegschmeissen. - Schreibe deinen Fehler möglichst detailliert auf, mit all deinen Gefühlen und allem, was dazugehört. Anschliessend verbrennst du das Papier.
- Wenn eine andere Person betroffen ist, kannst du dich in einem Ritual bei dieser Person entschuldigen. Dazu kannst du zwei Stühle aufstellen, die zueinander schauen. Du setzt dich auf einen der beiden Stühle und stellst dir vor, wie die andere Person dir gegenübersitzt (eventuell hast du sogar ein Foto der Person und du stellst es auf den Stuhl). Du sprichst mit ihr und entschuldigst dich bei ihr für das, was du getan hast. Vielleicht hast du im Anschluss daran sogar das Bedürfnis, tatsächlich ein Gespräch zu suchen oder über einen Brief oder ein Video der Person eine Entschuldigung zukommen zu lassen.
Schritt 4: Sich verzeihen und vergeben
Dieser Schritt ist der schwierigste aber auch der wichtigste Punkt. Deine Selbstvorwürfe kannst du nur auflösen, wenn du lernst, dir selber zu verzeihen. Wenn du dir vergibst, wird sich dein ganzes Leben verändern. Denn wenn du Frieden mit dir selber schliessen kannst, entsteht auch Harmonie im Aussen. Plötzlich nervt dein Mann, deine Mutter, dein Vater, dein Chef nicht mehr. Wenn du dir selbst gegenüber keinen Groll mehr empfindest, sondern dir selber verziehen hast, nimmt das auch dein Umfeld wahr – bewusst oder unbewusst.
Um dir selbst zu verzeihen, empfehle ich dir die Meditation von Veit Lindau: Vergebung – Geführte Meditation mit Veit Lindau.
Schritt 5: Gewonnene Erkenntnisse feiern
Überlege dir, was du aus der Situation gelernt hast. Wie kannst du jetzt, mit deinem heutigen Wissensstand, darüber denken? Heute kannst du den Fehler vermeiden, weil du älter bist, erfahrener, reifer. Kannst du die Situation heute in einem anderen Licht sehen? Siehst du möglicherweise auch das Geschenk dahinter? Meistens denken wir im ersten Moment „Geschenk? Hä? Nein.“ Aber wenn du schon mal solche Situationen erlebt und daraus gestärkt herausgegangen bist, weisst du, dass durchaus etwas daraus entstehen kann, das man als Geschenk bezeichnen könnte. Etwas, das dich weitergebracht hat. Feiere dich und feiere das, was du daraus gewonnen hast.
Schritt 6: Sich im positiven Licht sehen
Wenn du dich mit Selbstvorwürfen bombardierst, fokussierst du dich nur noch auf deine negativen Seiten. Aber du bestehst auch aus positiven Seiten, aus Seiten, die du magst und die andere an dir mögen. Was für gute Seiten hast du? Was schätzen die anderen an dir?
Siehe dich in einem positiven Licht, denn alle Fehler, die du machst, sind menschlich und helfen dir, dich weiterzuentwicklen.
In diesem Sinne wünsche ich dir viele weitere Situationen, die dich bei deiner Weiterentwicklung unterstützen.
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Merkblatt zum Herunterladen
- Ein Merkblatt mit den 6 Schritten findest du hier.